Kategorien
Kreditkarten

100k Amex Membership Reward Points – und jetzt? Teil 1 – ein Überblick

Reisewebsites gibt es wie Sand am Meer. Alle drängen zum Abschluss von neuen Kreditkarten, um große Willkommenboni zu erhalten. Besonders Amex wird viel beworben mit seinem „Membership Rewards“ – System. Viele Personen, Freunde, Kollegen oder auch Familienmitglieder möchten einen werben, da es meist die gleiche Anzahl an Punkten für den Werbenden wie dem Abschließenden gibt. Der Willkommensbonus wird immer zeitlich begrenzt mit Promoaktionen erhöht. Es gibt für die Amex Platinum standardmäßig einen Bonus von 30.000 Punkten und für die Amex Gold ca. 20.000 Punkte. Die Promoaktionen die immer wieder für 60-120 Tage aktiv sind, verdoppeln das ganze in der Regel. Das höchste was ich historisch in Deutschland mitbekommen konnte, waren 95.000 Punkte für den Werbenden (85.000 Punkte für den Neukunden) für den Abschluss einer AMEX Platinum zur COVID-19-Zeit. Damals spürte man wie Amex die Leute ködern musste, da Reisen nicht wirklich möglich war und die Karte sonst wenig Benefits bringt.

Reisewebsites möchten dass ich viele Punkte sammel!

Die Reisewebsites werben beim Amex Platinum-Abschluss immer damit, dass das Programm tolle Möglichkeiten bietet, weil man die Punkte in viele Partnerprogramme umwandeln kann. Ich sehe diesen Vorteil ebenfalls, jedoch gibt es bei Rewardsystemen eine Grundregel, die jeder im Hinterkopf behalten sollte. Sobald man Punkte für etwas sammelt, sollte man im Hinterkopf behalten, dass man die wirklichen Sweetspots natürlich immer nur für Güter erhält, welche von dem Unternehmen des Reward-System-Herausgeber produziert werden. Bei Amex sind das – natürlich – Kreditkarten, was natürlich nicht unbedingt die beste Ausgangsposition ist. Rewardsysteme mit gutem Value for Points-Verhältnis sind Hotelrewardsysteme oder bspw. das von Deutsche Bahn, mit dem Umtausch von Punkten in Übernachtungen respektive Bahnfahrten, hat man hier den besten Umtauschkurs. Vielen ist das allerdings nicht bewusst und sie holen sich dann für exorbitante Summen eine Wärmedecke, einen Koffer oder irgendwelche anderen sinnfreien und abstrus überteuerten Dinge.

Doch was mache ich nun mit den ganzen Amexpunkten?

Ich habe nun ggf. einen fünfstelligen Betrag an Willkommenspunkten erhalten und bin grundsätzlich Frequent-Traveller mit hohen Ausgaben und habe nun 100.000 Membership Rewards Punkte gesammelt – herzlichen Glückwunsch! Häufig wird einem kein Guide geliefert oder auch keine konkrete leicht verständliche Übersicht, was man nun machen kann.
Grundsätzlich gibt es folgende Einsatzmöglichkeiten (die gezeigten Kurse und Verhältnisse gelten für den Einsatz der deutschen AMEX Platinum):
– direkter Ausgleich von Kreditkartenbelastungen in der Amex App oder Website (0,4 ct. pro Punkt)
– Zahlung der jährlichen AMEX-Gebühr (0,5ct pro Punkt)
Buchung von Reisen (Hotels, Flüge, Mietwagen) im AMEX-Reise-Portal (0,5 ct. pro Punkt)
– Umtausch in eins der Partnerportale (Verhältnis AMEX Membership Rewards Punkte zu Punkte in Partnerprogramm, Mindestransferdauer, Minimum an Membership Rewards Punkte die zu transferieren sind):

Bitte hier genau aufpassen, bei der eigenen Recherche im Netz, es finden sich auch bessere Umtauschkurse, die leider nur für unsere Mitbürger aus den USA gelten, dort gibt es immens bessere Umtauschkurse, die leider für deutsche Amex-Kartenhalter nicht gelten.
Der genaue Wert wird auf vielen Websites versucht konkret zu monitarisieren bspw. mit 1 Rewardpunkt kann von 0,4 ct bis zu 12 ct Wert sein. Da ihr eure Punkte aber im AMEX-Reisportal sowie auch für die Jahresgebühr mit einem Wert von 0,5ct pro Punkt einsetzen könnt, ist das der Minimumwert den ihr ansetzen solltet und definitiv keine anderen Optionen für weniger durchführen. Letztendlich ist es jedoch immer eine sehr individuelle Bewertung die hier notwendig ist. Grundsätzlich ist der Wert von Punkten immer nur im Kontext eines konkreten Vorhabens wirklich gut zu bewerten. Eine völlig freie Bewertung ist wenig zielführend. Eine Enscheidung setzt sich aus meiner Sicht aus verschiedenen Dimensionen zusammen:

  • Bereitschaft Einsatz finanzieller Mittel
    Ist man bereit selbst Geld zu investieren oder möchte man möglichst kostenfrei Reisen? Bei Einsätzen im Bereich von Flugtickets müssen meist Steuern und Gebühren in nicht unbedingt niedrigen Bereichen mit beigesteuert werden.
  • Persönlicher Luxusanspruch
    Welche Standards erwarte ich bei meinem Vorhaben. Eine Person mit einem hohen Luxusanspruch wird eher dazu neigen, ihre Punkte für einen Flug in der Business- oder First-Class einzulösen, während eine Person mit einem niedrigeren Luxusanspruch eher Economy Light ohne zusätzliches Gepäck zur Aufgabe reicht. Ähnlich ist dies bei der Hotel- und Mietwagenwahl.
  • Opportunitätskosten des Vorhabens
    Macht der Einsatz der Punkte Sinn, da wir enorme Kosten hätten, wenn wir im Vergleich die Reise mit echtem Geld bezahlen müssten? Man muss sich hier die Frage stellen, ob man z.B. regelmäßig in Regionen fährt mit punktuellen sehr hohen Nachfragen und einem rapiden Preisanstieg. Hier kann man abhängig vom Partnersystem noch weniger volatile Preisschwankungen bei Punkten verzeichnen. Eine andere Variante ist der klassische Urlaub im Super-Luxus-Segment – hier haben Punktecharts bei Hotelketten teilweise maximale Kosten bei Punkten und man kann verhältnismäßig kleine Punktebeträge für Rewardnächte bezahlen, statt für mehrere tausend Euro pro Nacht.
  • Einlösungsverfügbarkeit
    Gibt es aktuell womöglich eine Aktion einer Airline, Hotelkette oder eines Mietwagenanbieters? Ggf. wertet AMEX-Reisen die Punkte z.B. für Buchungen von Flügen im eigenen Portal auf (im Q4 2021 gab es bspw. 60%ige Aufwertung der Punkte über einen kurzen Zeitraum). Schaut hierzu gerne auch auf Websites, die viele Promo-Aktionen posten: reisetopia.de, travel-dealz.de, meilenoptimieren.de
    Ist mein Vorhaben überhaupt kombinierbar mit den verfügbaren Bonustauschprogrammen – fliegt die Airline zur Destination, gibt es eine Hotelkette?
  • Zeitpunkt & möglicher Werteverfall der Punkte
    Halte ich meine Punkte schon sehr lange und lasse sie schon seit Jahren nur anwachsen? Hier gilt ganz klar die Regel „earn & burn“! In der Historie haben sich leider noch nie Anhäufungen von Millionen Punkten rentiert. Programme werden abgewertet, neue Rewardtabellen eingeführt, Umstauschverhältnisse verschlechtert. Punkte steigern ihren Wert ähnlich dem Geld auf dem Girokonto leider nie.
  • Overall Punktestrategie
    Habe ich eine Strategie, wie ich meine Punkte in einem anderen Kontext / Vorhaben einsetzen möchte? Ich könnte z.B. darauf spekulieren, dass dieses Jahr noch eine besondere Promoaktion kommt bspw. bei den Meilenschnäppchen bei Lufthansa ein Deal für eine Traumdestination auf die ich spare. Genauso können die Membership Rewards Punkte teil einer Strategie sein, die zu Zeitpunkt x die Einlösung in eine bestimmte Hotelkette vorsieht, in welcher ich separat durch Übernachtungen Punkte sammel und ggf. auch noch kalkuliert habe, dass ein Punktekauf Sinn macht, um meine Traumreise durchzuführen.

Um die Dimensionen mehr in die Praxis zu bringen, möchte ich nun verschiedene Szenarien durchspielen, um euch ein Gefühl für den Wert der Punkte zu geben. Man wird nicht drum herum kommen für die invidivuelle Situation selbst verschiedene Ansätze zu testen.
Die Szenarien sind alle relativ umfangreich bzgl. Beschreibung und Bildmaterial und werden von daher in einer Serie weiterer Artikel erscheinen.
Mit Abschluss der Serie habt ihr ein Gefühl, wo ein Punkteinvestment Sinn ergibt und wo eher nicht.

Kleiner Spoiler: die Fakten sprechen leider eine Wahrheit aus, die auf den meisten Meilenwebsites einfach nicht dargestellt wird.

Folgende Szenarien möchte ich an dieser Stelle beispielhaft bilden (alle Szenarien haben 100.000 Amex Membership Rewards Punkte):


Szenario A: City-Trip Europa – mit 2 Personen nach Rom im Hochsommer, die möglichst wenig Geld zu den Punkten ausgeben möchten
Szenario B: Maximale Anzahl an Nächten in einer Kette eines Mittelklasse Hotels bei einem Roadtrip
Szenario C: Möglichst tollen Flug in bestmöglicher Buchungsklasse
Szenario D: Urlaub in Asien – geil aber leider fliegt man nie alleine von daher wird es schwierig (https://meilenoptimieren.com/american-express-punkte-wert/) -> es gibt halt spezifische Flüge wo es sinn ergibt
Szenario E: absoluter Luxusausflug
Szenario F: Urlaub im europäischen Ausland.
Szenario G: völlig freier Ort, Hauptsache Urlaub, Hauptsache ein paar Tage und möglichst viel aus den Punkten herausholen

Do’s:
Bleibt up-to date über Promoaktionen – schaut hier Besten immer mal auf Travel-Dealz, Meilenoptimieren, Reisetopia.

Don’ts:
Löst auf keinen Fall die Punkte für direkte Bezahlungen eurer Ausgaben ein – es ist der schlechteste Kurs, den ihr nur im Notfall nutzen solltet (wenn ihr knapp bei Kasse seid und die AMEX-Abrechnung nicht zahlen könnt).

EXTRACT – Grundlagen zu Airline und Hotelrewardsystemen

Vorab muss man sich bei der Einlösung bei Fluggesellschafen immer darüber bewusst sein, dass man grundsätzlich neben dem Flugpreis, den man mit Punkten bezahlt, immer auch noch Zusatzkosten hat wie bspw. Treibstoffzuschläge, Flughafengebühren sowie auch Steuern. Dies hat sich leider so etabliert, dass diese grundsätzlich an die Reisenden weitergegeben werden, sogar bei Reward-Flügen. Dies macht das Sammeln von Meilen bei Airlines mit der Perspektive Economyflüge sehr unattraktiv und kann dann gerade bei unerfahrenen Sammlern zu traurigen Überraschungen führen, sodass man bspw. von den mühsam gesammelten 30.000 Avios bei Iberia auf einmal nur einen innereuropäischen Flug bekommt und auch noch satte 200-300 Euro Gebühren/Zuschläge/Steuern zahlen soll, für das Geld kann man auch ohne Punkte ankommen. Ganz anders verhält sich das bei den Hotelrewardsystemen hier ist es so etabliert, dass bei allen großen Ketten keine Zusatzgebühren existieren. Somit grundsätzlich auch bei Einlösungen für nicht-luxuriöse Unterkünfte und Zimmer direkt lohnend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

de_DEDeutsch